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Ahorn negundo geschnitten

negundo

Der Jahrhundertbaum “Acer negundo” vor dem Haupteingang der Pfarrkirche von Leifers wurde im Jahr 1908 anlässlich der Feierlichkeiten zum sechzigsten Thronjubiläum von Kaiser Franz Josef von Habsburg gepflanzt und wird daher auch als „Kaiser-Jubiläums-Baum“ bezeichnet.

Im Jahr 2001 wurde der Baum aufgrund seines Alters und seiner geschichtlichen und kulturellen Bedeutung von der Autonomen Provinz Bozen als botanisches Naturdenkmal unter Schutz gestellt und in den Landschaftsplan der Gemeinde Leifers sowie in das Verzeichnis der Kategorien des Landschaftsschutzes des Landes eingefügt.

Außerdem wurde der Baum in das staatliche Verzeichnis der „Alberi Monumentali d’Italia (AMI)“ eingetragen, das im Sinne des Gesetzes Nr. 10/2013 und des Dekrets des Ministers der Landwirtschafts-, Lebensmittels- und Forstpolitik vom 23.10.2014 eingeführt wurde.

Der Baum wurde regelmäßig von Fachleuten beobachtet und in Anbetracht seines Zustandes, der sich in den letzten Jahren augenscheinlich und fortwährend verschlechtert hat, hielt man es für angebracht, die Äste und Verzweigungen mit Metallträgern abzustützen.

Der langsame aber zunehmende Verfall wurde im Frühling des Vorjahres durch das technische Gutachten eines Experten hervorgehoben, das den biomechanischen und vegetativen Zustand des Baumes bewerten sollte. Die durchgeführten Untersuchungen haben den augenscheinlichen und inzwischen unaufhaltbaren Verfall bestätigt.

Trotz allem und obschon die Lebenserwartung dieser Baumart von normalerweise 60 bis 70 Jahren bereits überschritten war, wurde dieses Naturdenkmal weiterhin gepflegt und erhalten, wodurch der Baum immer noch im Vorprojekt des „Neuen Ortskerns von Leifers“ als geschütztes Denkmal aufscheint.

In der Nacht vom 9. auf den 10. Jänner ist der obere Teil des Hauptstammes abgebrochen und glücklicherweise sind weder Personen noch Fahrzeuge zu Schaden gekommen, da er sich in der Baumkrone und den restlichen Verzweigungen verfangen hat. Zusammen mit einem fachkundigen Agronomen wurde der abgebrochene Stamm abgetragen und der Gefahrenbereich abgesichert.

Nach Bewältigung der Gefahrensituation hat der Agronom Ende Jänner eine weitere eingehende Prüfung des biomechanischen und vegetativen Zustands des Baumes durchgeführt. Daraus ging hervor, dass die natürliche Sicherheit des Baumes nicht mehr gegeben ist und keinerlei Sicherheit in statischer Hinsicht gewährleistet werden kann.

Da der Baum leider für die öffentliche Unversehrtheit und Sicherheit eine Gefahr darstellt, hat der Experte die notwendige Entfernung des Baumes genauestens beschrieben und begründet, da die Gefahr weiterer plötzlicher Strukturversagen nicht einmal durch gezielte Eingriffe vermieden werden kann.

Demzufolge hat die Verwaltung, nach Anhören der zuständigen Behörden und Körperschaften im Bereich Landschaftsschutz, die erforderlichen verpflichtenden Ermächtigungen von Seiten des Amtes für Natur der Autonomen Provinz Bozen und des Forstinspektorats eingeholt und aus Gründen der öffentlichen Sicherheit bzw. um Gefahrensituationen vorzubeugen, welche die Unversehrtheit der Bürger bedrohen würde und um die betreffende Fläche sicherzustellen, die Dringlichkeitsmaßnahme zur Fällung erlassen.

Aufgrund genauer Anweisungen und Vorgaben sowohl des Technikers, welcher die letzten Gutachten erstellt hat, als auch der für die Ermächtigungen zuständigen Behörden, erfolgt die Fällung durch angemessene Ausgleichsmaßnahmen. Dabei soll das „microhabitat“, das sich in den Jahren innerhalb des Baumes gebildet hat, geschützt und durch Klonung des genetischen Materials des Baumes vor allem die Erinnerung an das vergangene Bestehen erhalten werden.

In diesem Sinne wird der vor dem Kircheneingang entfernte Baumstamm in den Wald oberhalb der Stadt abgelegt, sodass die in seinem Inneren lebenden Organismen weiterbestehen und ihren Lebenszyklus abschließen können.

Zur Erhaltung des genetischen Materials des Baumes werden schließlich einige junge Baumteile (Zweige) eingesammelt, die zwecks einer angemessenen Wurzelbildung eingetopft und aufgezogen werden, um eine spätere Einpflanzung in der Nähe des zukünftigen neuen Platzes oder beim Kircheneingang zu ermöglichen. Folglich kann dort ein Baum mit demselben genetischen Vermögen des Jubiläumsbaumes betrachtet werden, ein Baum, der das Zentrum von Leifers für über hundert Jahre gekennzeichnet hat.

  • Autor: br1

14.02.2022